Werkeln, Tüfteln, Ausprobieren – das HandwerkMobil startet
WFG und Kreishandwerkerschaft Borken stellen mobile Lernwerkstatt zur Fachkräftesicherung im Handwerk vor.
Am 25. März 2022 wurde das HandwerkMobil bei der Kreishandwerkerschaft, Hauptgeschäftsstelle Bocholt, der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach rund eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit ist das HandwerkMobil startklar und kann ab sofort kreisweit in die Schulen fahren, um dort praxisnah Einblicke in das Handwerk und seine vielfältigen Tätigkeiten zu vermitteln.
In vielen Berufsgruppen des Handwerks herrscht ein erheblicher Fachkräftemangel, zeitgleich wird von jungen Menschen oft nicht in Erwägung gezogen, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Mit dem HandwerkMobil hat die WFG für den Kreis Borken (WFG) in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Borken ein neues berufsorientierendes Angebot für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 7 geschaffen. Als mobile Lernwerkstatt ermöglicht das HandwerkMobil den Jugendlichen im Kreis Borken, typische Tätigkeiten in vielen Handwerksberufen kennenzulernen, sie selbst auszuprobieren und ihre Fähigkeiten in handwerklichen Berufswelten zu testen.
Ausgehend von den guten Erfahrungen mit dem Forschermobil für Kindergarten- und Grundschulkinder schließt das HandwerkMobil damit die Lücke in der Angebotskette der WFG-Fachkräftesicherung zwischen Grundschule und klassischer Berufsorientierung ab der Klasse 8. Die Umsetzung und Koordination des HandwerkMobils erfolgt über die WFG.
Das HandwerkMobil hat ein Gesamtvolumen von rund 145.000 € und wird zu 50 Prozent durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Neben der Kreishandwerkerschaft, die das HandwerkMobil konzeptionell von Anfang an mit unterstützt, freut sich die WFG über weitere Unterstützer. So stellen z.B. verschiedene Unternehmen Material für die Module zur Verfügung, wie Hölzer für das Tischlermodul oder Fliesen für das Fliesenlegermodul. Daneben stellt die Fa. BOSCH Elektrowerkzeug über einen Ausleihvertrag zur Verfügung.
Enge Abstimmungen – die Vorbereitungen
Im Rahmen der ersten Projektphase hat die WFG das HandwerkMobil angeschafft und ausgestattet. In enger Abstimmung mit den Obermeistern der Innungen und der Kreishandwerkerschaft wurden vier Module – Fliesenleger, Friseure, Tischler, Bäcker – vollständig entwickelt und vorbereitet, weitere neun Module – Elektriker, Dachdecker, KFZ Mechaniker, Zweiradmechaniker, Sanitär, Baugewerbe, Maler, Raumausstatter, Fleischer – für die (End-)Ausarbeitung vorbereitet. Das Nutzungskonzept wurde ebenso gemeinsam mit Schulvertretungen entwickelt und in verschiedenen Schulen auf die praktische Durchführbarkeit getestet.
Und so funktioniert das HandwerkMobil – das Nutzungskonzept
Voraussetzung für die Nutzung des HandwerkMobils vor Ort in der Schule ist die Teilnahme eines speziell entwickelten, vorbereitenden Workshops, der künftig regelmäßig von der WFG angeboten wird. Bei der Buchung des HandwerkMobils kann sich eine Schule für zwei Handwerks-Module entscheiden und diese mit einer Klasse nutzen. Jedes Modul ist so konzipiert, dass 12 bis 16 Kinder in vier Kleingruppen gleichzeitig daran arbeiten können. Ehrenamtliche Fahrer bringen das Fahrzeug in die Schulen und unterstützten vor allem beim Einsatz technischer Geräte.
„Die Module sind so vorbereitet, dass die SchülerInnen in Kleingruppen selbständig die dort gestellten Aufgaben und handwerklichen Tätigkeiten erledigen können. Jegliches Material und Werkzeug, das hierfür benötigt wird, wird mit dem HandwerkMobil in die Schule gebracht. Außer der Bereitstellung von Räumlichkeiten und Zeit müssen im Vorfeld also keine weiteren Vorkehrungen getroffen werden“, erklärt WFG-Projektleiterin Veronika Droste.
Inhaltlich sieht jedes Modul sowohl kleinere theoretische Aufgaben zum Berufsbild vor (z.B. Auseinandersetzung mit Flächen und deren Berechnung im Modul Fliesenleger), wie auch Aufgaben, die ganz praktische und technische Tätigkeiten eines Berufes aufgreifen (wie z.B. Verlegearten von Fliesen). Als Highlight können die Kinder in jedem Modul passend zum Handwerksberuf ein eigenes „Werkstück“ konstruieren, bauen und mit nach Hause nehmen. Der Zeitumfang eines Moduls beträgt ca. 4 Stunden und kann somit von der Schule für einen Vormittag eingeplant werden.
Selbständig und ko-konstruktiv – die pädagogische Philosophie
Beim HandwerkMobil hat das Projektteam HandwerkMobil, bestehend aus Kirsten Vennemann und Veronika Droste die erprobte „Haus der kleinen Forscher“-Pädagogik zugrunde gelegt. Die Aufgaben aus den Modulen sind so konzipiert, dass die Kinder in Kleingruppen möglichst selbständig und ko-konstruktiv arbeiten können. Im Anschluss an die praktische Arbeit können sie in einer Reflexionsrunde von ihren Erfahrungen zu dem getesteten Beruf und zu den erforderlichen Kompetenzen berichten.
„Die Schülerinnen und Schüler können sich so mit handwerklich-technischen Berufsfeldern und deren typischen Tätigkeitsfeldern durch eigenes Ausprobieren und viel Spaß am Tun auseinandersetzen und die eigenen Fähigkeiten selbstwirksam erfahren“, erläutert WFG-Projektleiterin Kirsten Vennemann. So soll ein positives Bild und eine größere Wertschätzung von Handwerksberufen entstehen.
„Das HandwerkMobil ist nah ‚dran an realen Berufswelten, die in den einzelnen Modulen vorgestellt werden und ermöglicht Schülerinnen und Schülern in einer ersten Berufsorientierung sehr altersgerecht eigene Stärken und Talente in handwerklichen Tätigkeiten zu erfahren“, so Thomas Venhorst, Kreishandwerkerschaft, der das Projekt von Anfang an begleitet.
„Durch diese mobile Werkstatt wird es unseren Schulen unabhängig von ihrer technischen Ausstattung und den finanziellen Rahmenbedingungen ermöglicht, praktische Handwerksaktionen durchzuführen. Diese einzigartige mobile Lernwerkstatt unterstützt sie dabei, handwerkliche Projekt- und Ganztagsangebote aufzubauen und auf die Berufe des Handwerks aufmerksam zu machen. Wir freuen uns, dass das mit viel Herzblut geplante und ausgestattete HandwerkMobil nun durch den Kreis Borken tourt“, freut sich WFG-Geschäftsführer Dr. Daniel Schultewolter.
Das HandwerkMobil bietet Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7 als mobile Lernwerkstatt Einblicke in viele handwerkliche Berufe.