Fit für den Generationswechsel: Experten informieren in Ochtrup über Unternehmensnachfolge und -übernahme im deutsch-niederländischen Grenzgebiet
Am 4. November folgten 45 Unternehmensverantwortliche der Einladung der Wirtschaftsförderungen der Kreise Borken und Steinfurt in die historische Villa Winkel in Ochtrup. Ziel der Veranstaltung war es, Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten der Unternehmensnachfolge und -übernahme im deutsch-niederländischen Grenzgebiet zu geben. Die hohe Relevanz des Themas wird durch aktuelle Zahlen untermauert: Im Kammerbezirk Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region stehen bis 2033 rund 41.000 Unternehmen mit etwa 220.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zur Übergabe an. Ein Großteil der Inhaberinnen und Inhaber in der Region ist über 55 Jahre alt, was die Bedeutung frühzeitiger Nachfolgeplanungen unterstreicht.
Gruppenbild mit Referenten und Veranstalter (v.l.n.r.: Robert Tausewald (Stadt Ochtrup), Ingo Trawinski (WFG Kreis Borken), Varvara Leinz (WESt), Nicki Welchering & José M.B. de Baan (ALPMANN FRÖHLICH), Maickel Gommers, Manfred Richter (ALPMANN FRÖHLICH)
Fachliche Unterstützung für die Veranstaltung lieferten Experten der ALPMANN FRÖHLICH Rechtsanwaltsgesellschaft mbH und des niederländischen Unternehmens Company Brokers Specialisten Bedrijfsovernames. Sie beleuchteten die strukturellen, rechtlichen und finanziellen Aspekte der Unternehmensnachfolge und -übernahme in der Grenzregion und stellten verschiedene Nachfolgelösungen vor. Manfred Richter von der ALPMANN FRÖHLICH Rechtsanwaltsgesellschaft mbH ging in seinem Vortrag auf die Möglichkeiten der Nachfolge innerhalb der Familie oder durch Verkauf an Mitbewerber ein. Besonders wichtig war dem erfahrenen Notar, die Teilnehmenden für die frühzeitige Planung einer Nachfolgeregelung, etwa durch ein Testament, zu sensibilisieren. „Mein Rat an Sie: Sorgen Sie vor!“ betonte er. Durch bestimmte Modelle können Unternehmen stufenweise zu einem hohen Prozentsatz steuerfrei an Familiennachfolger übergeben werden.
Nicki Welchering, Rechtsanwalt bei ALPMANN FRÖHLICH, beleuchtete die Option der Nachfolge durch Mitarbeiter oder das Management sowie die Übergabe an externe Investoren. Auch hier wurde deutlich, dass frühzeitige Überlegungen und Planungen entscheidend sind, um eine reibungslose Nachfolge zu gewährleisten.
Maickel Gommers, Experte für Unternehmensübernahmen aus den Niederlanden, erklärte den Teilnehmenden, dass der Zeitrahmen für eine erfolgreiche Übergabe an externe Dritte stark variieren kann. Während ein solcher Prozess in schnellen Fällen drei bis sechs Monate dauern kann, liegt der Durchschnitt bei sieben bis zwölf Monaten, und in komplizierteren Fällen dauert es bis zu 18 Monate. Er führte aus, dass der Unternehmenswert von zahlreichen Faktoren abhängt, darunter das Working Capital, Vermögenswerte, kurzfristige Verbindlichkeiten, Lagerbestände, bestehende Verträge oder saisonale und risikoabhängige Einflüsse.
Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Referenten den kulturellen und strukturellen Besonderheiten im deutsch-niederländischen Kontext. Die Nähe zu den Niederlanden eröffnet Unternehmen im Münsterland zusätzliche Möglichkeiten, grenzüberschreitend potenzielle Nachfolger, Investoren oder Geschäftspartner zu finden. Allerdings betonte Welchering, wie wichtig es sei, die kulturellen Unterschiede nicht zu unterschätzen. „Die Leute müssen miteinander reden können und reden wollen.“ Er wies darauf hin, dass niederländische Unternehmen bei der Digitalisierung viel weiter fortgeschritten sind. So sind in den Niederlanden beispielsweise Kennzahlen oft auf Knopfdruck abrufbar, während in vielen deutschen Unternehmen noch papierbasierte Prozesse dominieren.
Die drei Vorträge verdeutlichten insgesamt, dass der Nachfolgeprozess von zahlreichen Erfolgsfaktoren abhängt und dass der Beizug externer Expertise, etwa durch Steuerberater und Anwälte, notwendig ist, um mögliche Fallstricke zu vermeiden.
Zum Abschluss bedankten sich die Veranstalter bei allen Beteiligten für den gelungenen Abend in den stilvollen Räumlichkeiten der Villa Winkel. Ein besonderer Dank galt der Stadt Ochtrup für die tatkräftige Unterstützung und die enge Kooperation, die den Rahmen für diesen informativen Austausch schafften.